24 sexy Überraschungen – Licht und Schatten!
Wir erinnern uns: es waren ganz gute Produkte dabei, wie der Joupie von Fun Factory an Tag 1 oder meinetwegen das ferngesteuerte Vibro-Ei zur Bescherung. Dann haben wir jede Menge Schrott erhalten, allen voran die unsägliche Amorelie Sex Wish List oder die kratzige Version einer Art Augenbinde hinter Türchen #17.
Der Rest waren kleine vibrierende Spielzeuglein, die sich durch Knopfzellenantrieb disqualifizierten und mehr oder weniger erotische Drogerieartikel: Kondome, Badesalz, Gleitgel und Massageprodukte. Gerne in Kleinstpackungen wie die Mini-Massagekerze von Kamasutra.
Ich habe mal zusammengerechnet.
Die Reklame versprach: 440,- EURO sollten als Warenwert des gesamten Kalenders auf uns warten. Ich habe mich beim Nachrechnen an den UVPs orientiert. In Fällen – und das waren ganz schön viele – wo keine vom Hersteller gegebene Preisempfehlung zu ermitteln war, habe ich nach bestem Wissen und Gewissen selbst kalkuliert. Da komme ich auf gut 420,- EURO. Das passt doch so ungefähr!
Allerdings: die Hälfte der 24 Inhalte des Kalenders stellt Amorelie selbst her und hat somit auch bei der Preisgestaltung vollkommen freie Hand. Alle dieser Produkte sind – hält man sie neben die UVPs vergleichbarer Modelle anderer Brands – mehr oder weniger zu hoch ausgepreist.
Berücksichtige ich das, komme ich auf 320,00 bis 350,00 EURO, die man auf der Quittung stehen hätte, würde man sich die Sachen von anderen Marken selbst im Sexshop zusammenstellen. Und damit meine ich wieder die Listenpreise, keine Aktionsangebote oder Internet-Dumpings.
Heißt unterm Strich: 440,00 EURO sind es bei weitem nicht, dennoch haben wir einen Supereinkauf getätigt. Denn der Kalender kostete uns ja gerade mal 129,90 EURO!
Und für wen taugt er jetzt, der Kalender?
Einen richtig guten Schnapp haben wir vor allem dann gemacht, wenn wir Bestandteil eines heterosexuellen Pärchens sind. Bestenfalls eines neugierigen Pärchens, das bisher aber noch keine tiefer gehenden Erfahrungen mit Sextoys gemacht hat.
Denn (nur) dann kann man wirklich – zumindest in der Therorie – mit jedem Türchen etwas anfangen. Singles, Lesben und Schwule werden trotz Kreativität und Wille zu Experimentierfreudigkeit einen Haufen der Produkte bestenfalls weiterverschenken. Und Profis werden über die meisten Sachen, die nicht schlecht, aber tatsächlich auf Reinschnupper-Level sind, müde die Nase rümpfen.
Und nicht zu vergessen: jetzt kommt noch der persönliche Geschmack hinzu. Längst nicht jeder findet die Idee verlockend, den Hintern mit einem Paddle versohlt zu bekommen. Für viele sind Analtoys wie die Kink Analkette, die wir jetzt besitzen, ein absolutes No Go.
Andererseits ist genau das das wirklich Aufregende an der Kalenderzusammenstellung: als Paar kann man sich gemeinsam überraschen lassen und lernt Produkte kennen, die man normalerweise womöglich niemals mit nach Hause genommen hätte.
Kalender 2018: Kaufen oder im (Online-)Regal stehen lassen?
Ich bin in den letzten Wochen oft gefragt worden, ob ich den Amorelie Kalender empfehlen würde. Und die meisten erwarteten, dass ich ihn ganz schrecklich finde.
Das ist aber nicht so! Neugierige Hetero-Pärchen kommen hier durchaus auf ihre Kosten und haben vor allem die Chance, viele verschiedene Erotik-Artikel auszutesten. Und sich gemeinsam jeden Tag überraschen zu lassen.
Alle anderen, ob Solo-Mädels und Jungs, Homo-Paare oder erfahrene Toy-Benutzer sollten aber einen Bogen um die Komplettlösung Adventskalender machen und sich lieber selbst im Sexshop auf die Shoppingtour machen. Da haben sie definitiv mehr von!
Für die Kalendersaison 2018 wünsche ich mir von Amorelie eine etwas realistischere und weniger penetrant herausgebrüllte Werbekampagne.
Ich bin absolut sicher: Hätten sie uns statt 440,00 EURO Gesamtwert 350,00 EURO angekündigt (was doch immer noch sau viel ist!) und als Zielpublikum ganz klar Hetero-Paare benannt (ist doch vermutlich eh der Großteil der Kunden), hätten sie in vielen adventlichen Stuben einen faden Beigeschmack vermieden!